Kinderwunsch und Schwangerschaft mit ITP
ITP und Schwangerschaft schließen sich nicht aus. Auch Frauen mit ITP können sich ihren Kinderwunsch erfüllen, wenn sie in der Schwangerschaft gut betreut werden.
Im Folgenden erfahren Sie mehr über…
ITP und Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft ist trotz einer diagnostizierten ITP-Erkrankung möglich. Die Häufigkeit einer ITP bei Schwangeren wird mit etwa 1 bis 10 zu 10.000 beziffert. Meistens ist die Erkrankung schon im Vorfeld bekannt, bei knapp einem Drittel der Schwangeren wird die Immunthrombozytopenie jedoch erst im Laufe der Schwangerschaft diagnostiziert.
Auch bei gesunden Schwangeren gehen in der Schwangerschaft die Thrombozytenzahlen oftmals etwas zurück, was aber in der Regel harmlos ist. Wenn die Thrombozytenwerte von Schwangeren mit ITP jedoch abfallen – das passiert immerhin bei fast der Hälfte – dann ist dies mit einem erhöhten Blutungsrisiko assoziiert: Insgesamt liegt die Blutungswahrscheinlichkeit zwischen 16 und 22 %.1 Um die Risiken während der Schwangerschaft und Entbindung zu verringern, sollten daher die betreuenden Ärzte und Hebammen über die ITP informiert und die Thrombozytenwerte regelmäßig kontrolliert werden, damit wenn nötig behandelt werden kann. Darüber hinaus gelten für Schwangere aber keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen, die nicht auch von allen anderen ITP-Patienten beachtet werden sollten. Genauso wie gesunde Schwangere sollten Schwangere mit ITP große Anstrengungen und schwere Arbeiten vermeiden und keine Medikamente ohne vorherige Rücksprache mit dem betreuenden Frauenarzt (Gynäkologen) einnehmen.2
Behandlung der ITP in der Schwangerschaft
Je tiefer die Thrombozytenwerte in der Schwangerschaft fallen, desto mehr wächst die Sorge, dass es zu Komplikationen und Blutungen kommt. Genauso wie bei Nicht-Schwangeren gibt es unter den schwangeren Frauen solche, die auch bei sehr niedrigen Thrombozytenzahlen nicht zu Blutungen neigen. Dennoch empfehlen Experten, bei Werten < 20.000/µl zu behandeln.1
In der Schwangerschaft kommen zur Anhebung der Thrombozytenzahlen meistens Kortikosteroide zum Einsatz. Neben den typischen Nebenwirkungen der Kortikosteroide,wie Gewichtszunahme oder einer Abnahme der Knochendichte bei der Mutter, wird in seltenen Fällen ein Zusammenhang von Fehlbildungen beim Kind (Lippen-Kiefer-Gaumenspalten) mit der Kortikosteroid-Gabe in der Schwangerschaft diskutiert. Der Vorteil einer Therapie scheint jedoch dieses Risiko deutlich zu überwiegen.1
Wenn Kortikosteroide aus irgendwelchen Gründen nicht eingenommen werden dürfen oder die Thrombozyten – vor allem kurz vor der Geburt oder bei einer Periduralanästhesie (PDA) – schnell angehoben werden müssen, können Immunglobuline intravenös gegeben werden.1
Bei einem massiven Abfall der Thrombozytenzahl, der mit oben genannten Medikamenten nicht in den Griff zu bekommen ist, oder bei schweren Blutungen können Thrombozytenkonzentrate eingesetzt werden. Wenn sich Blutungen auch so nicht kontrollieren lassen, kann als letzter Ausweg die Milz entfernt werden.1
Die sichere Entbindung
Spätestens im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte bei Bedarf mit dem Anheben der Thrombozytenzahl begonnen werden, um eine sichere Entbindung zu gewährleisten. Für eine natürliche Geburt werden bei Patientinnen mit ITP Werte von > 50.000/µl angestrebt, für eine PDA oder einen geplanten Kaiserschnitt sind mindestens 70.000 Thrombozyten/µl erforderlich. Der höhere Wert ist ideal, wenn im Notfall noch umentschieden werden muss.1 Entgegen früherer Annahmen haben Kinder von ITP-Patientinnen bei vaginaler Entbindung kein erhöhtes Komplikations- und Blutungsrisiko. Daher sollte die Entscheidung für oder wider eine Entbindung per Kaiserschnitt allein aufgrund der geburtshilflichen Situation getroffen werden. Der Einsatz der Saugglocke sollte vermieden werden, da eventuell verminderte Thrombozytenzahlen beim Kind Blutungen begünstigen können.2
Nach der Geburt
Da die Thrombozytenwerte von Mutter und Kind nicht zwangsläufig zusammenhängen, sollte die Thrombozytenzahl beim Neugeborenen kurz nach der Entbindung bestimmt und eine Ultraschalluntersuchung des Schädels vorgenommen werden. Denn auch für das Neugeborene besteht ein gewisses Blutungsrisiko von etwa 5–10 %, und zwar dann, wenn Abwehrstoffe (Autoantikörper) gegen Thrombozyten von der Mutter über die Plazenta in das Blut des Kindes gelangt sind. Hirnblutungen sind mit maximal 1,5 % aber glücklicherweise selten. Die Thrombozytopenie ist bei Neugeborenen nur vorrübergehend und bedeutet nicht, dass Ihr Kind die ITP-Erkrankung von Ihnen geerbt hat.
Zwar ist oftmals keine Behandlung notwendig, allerdings sollte bei kindlichen Thrombozytenzahlen < 20.000/µl oder Blutungszeichen eine Therapie mit Immunglobulinen durchgeführt werden. Wenn bereits nach vorangegangenen Geburten bei einem Ihrer Kinder nach der Geburt eine Thrombozytopenie festgestellt wurde, ist es wahrscheinlich, dass sich dies in Zukunft wiederholt.
Mütter mit ITP können ihre Kinder nach der Geburt grundsätzlich stillen – selbst, wenn sie mit Kortikosteroiden behandelt werden. Diese gehen nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie stillen wollen oder dürfen, sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, Ihrem Frauenarzt und Ihrer Hebamme.
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Quellen:
- Onkopedia-Leitlinie Immunthrombozytopenie https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/immunthrombozytopenie-itp/@@view/html/index.html, zuletzt aufgerufen am 21.04.2023.
- Die Informationsseite zur ITP-Erkrankung https://www.itp-information.de/itp-und-schwangerschaft.html, zuletzt aufgerufen am 21.04.2023.